Trump & May: Was Handelsbarrieren für Unternehmen bedeuten

17. Januar 2017 - Antiglobalisierungstrends sind nicht neu. Sie stehen bereits in den vergangenen Jahren relativ weit oben auf der wirtschaftlichen Agenda. Im Rampenlicht stehen sie jedoch erst seit Kurzem.

Noch vor zwölf Monaten hielten viele sowohl die Wahl Trumps als auch einen Brexit für beinahe unmöglich. Jetzt sind beide Szenarien Realität geworden und im „Protektionismus-Bingo“ wird dadurch vermutlich ein neues „Spiele-Level“ erreicht. Es ist jedoch ein Spiel ohne wirkliche Gewinner.

Zwar werden in einigen Regionen national agierende Unternehmen von den Maßnahmen profitieren, die internationalen Firmen und Konzerne zählen jedoch zu den Verlierern – und für die Weltwirtschaft ist es keine gute Nachricht.

Seit Anfang 2014 bis Mitte 2016 sind rund 1.800 neue Handelsbarrieren in Kraft getreten. Das sind im Schnitt fast 60 neue Handelsbarrieren pro Monat, über 10 pro Woche. Freihandel sieht anders aus. Russland führt dabei vor Indien und den USA. Bisher jedenfalls.

Die Handelsbarrieren bremsen Weltwirtschaft und Welthandel merklich weiter aus – die in den letzten Jahren aufgrund der schwachen globalen Nachfrage sowieso weit von ihrer Topform entfernt sind. Die Weltwirtschaft wächst zu wenig, um steigende Insolvenzen zu vermeiden.

Exporte: Das Leben wird härter, riskanter und komplexer
Für Exporteure wird dadurch der Wettbewerb härter, riskanter und komplizierter – zumal sich dieser Trend von zunehmenden Handelsbarrieren weiter fortsetzen, teilweise sogar intensivieren wird. Die Deutschen sind hier zwar weiterhin in einer sehr guten Position, aber auch sie stehen dadurch vor Herausforderungen.

Protektionistische Maßnahmen werden vor allem noch wesentlich komplexer werden. Neben den recht offensichtlichen Maßnahmen wie beispielsweise Sanktionen, werden voraussichtlich weitere, wesentlich subtilere Schritte und Regulatorien eingeführt werden. Diese sollen sicherstellen, dass die heimische Wirtschaft bevorzugt wird. Ein Wettrüsten der anderen Art kündigt sich an.

Neue Formen des Protektionismus könnten beispielsweise bei Finanzdienstleistungen ins Leben gerufen werden sowie in der Lebensmittelbranche, im Pharma- und Gesundheitssektor.

Herausforderungen: Globale Finanzierung und Lieferketten
Eine globale Finanzierung wird für Unternehmen dadurch zu einer immer größeren Herausforderung. Lieferketten könnten dadurch statt einem globalen künftig einem wesentlich lokaleren Ansatz folgen. Die Deglobalisierung würde sich damit fortsetzen.

Für Unternehmen bedeutet mehr Protektionismus, dass sie politische, rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen in all ihren Märkten eng überwachen müssen. Das ist ein erheblich höherer Aufwand, denn bereits heute sind bei den Handelsbarrieren echte Exoten dabei: Wer kennt schon das Importverbot für Reis in Gambia oder die Steuern, die in Kasachstan auf chinesische Zitronensäure anfallen?

Must-Have: Politische und wirtschaftliche Intelligenz – überall auf der Welt
Das Risikomanagement von Unternehmen wird mit zunehmendem Protektionismus zu einer Wissenschaft für sich. Das kostet Ressourcen, Zeit und Geld. Für jeden einzelnen Exportmarkt, für jede Niederlassung im Ausland, für jede geplante Investition benötigen sie eine detaillierte Prognose für die möglichen Szenarien mit entsprechenden Wahrscheinlichkeiten.

Sie brauchen noch mehr politische und wissenschaftliche Intelligenz als bisher, wenn sie nicht im riskanten Blindflug unterwegs sein wollen. Nur dann sind sie auf alle noch so abrupten Veränderungen und Eventualitäten vorbereitet. Nur dann können sie bei Veränderungen schnell und flexibel reagieren, mit geringstmöglichen Einbußen.

Unsicherheit ist Gift
Die Unternehmen sind sich angesichts der öffentlichkeitswirksamen Diskussionen um Trump und Brexit dieser Risiken heute vielleicht bewusster als noch vor einigen Jahren. Fast ein Viertel aller befragten Unternehmen gaben im Allianz Risk Barometer im Januar beispielsweise an, dass sie regulatorische Veränderungen als großes Risiko sehen und protektionistische Maßnahmen für ihr Unternehmen fürchten.

Hinzu kommt derzeit die Unsicherheit, die sich immer negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Keiner weiß derzeit, was wirklich kommt. Wann kommt der (hard) Brexit? Führt Trump wirklich eine 35%ige Steuer auf deutsche Autos ein? Derzeit warten Unternehmen ab, legen Investitionen und Planungen, Unternehmenskäufe oder Übernahmen einfach auf Eis. Das ist jedoch ein Bumerang, der irgendwann vermutlich mit wirtschaftlichen Konsequenzen zurückkommen wird.

Immer auf dem Laufenden bleiben mit dem Newsletter von Euler Hermes!